Qasr Al Hosn

Qasr Al Hosn verkörpert die Erinnerungen der Einwohner von Abu Dhabi. Es ist das älteste und am meisten wertgeschätzte Gebäude in der Stadt und verweist auf ihre Ursprünge. Gebaut wurde es 1761 als Wachturm, der dazu dienen sollte, einen Süßwasserbrunnen zu verteidigen. Später wurde es vom regierenden Scheich in eine Festung umgewandelt. Im Laufe der Zeit wurde Qasr Al Hosn baulich verändert und erweitert und hatte verschiedene Funktionen. Es diente als Zufluchtsort, als Regenten-Residenz und als Regierungssitz.

In der Zeit vor dem Ölboom, der Abu Dhabi nachhaltig verändern sollte, war Qasr Al Hosn mit Umgebung so etwas wie der politische und geschäftliche Lebensmittelpunkt der Einheimischen. Seither hat sich viel gewandelt: Wo einst Wüstensand lag, führen nun moderne Straßen von A nach B, und wo Palmenhütten standen, wachsen glasverzierte Wolkenkratzer aus dem Boden. Qasr Al Hosn ist ein stummer Zeuge dieses grundlegenden Wandels von der ersten Siedlung zu einer hypermodernen Stadt in nur kurzer Zeit.

Kulturelles Erbe zum Leben erweckt

Gerade weil es in der Gegend nur wenige historische Bauten gibt, die an die Lebensumstände in noch nicht allzu ferner Vergangenheit erinnern, wird Qasr Al Hosn hoch in Ehren gehalten. Für die Emiratis ist dieses faszinierende Gebäude eine der letzten direkten Verbindungen zu ihren Vorfahren, die unter ganz anderen, wenig komfortablen Umständen als Beduinen, Perlentaucher, Fischer oder Händler im Einklang mit der Wüste gelebt haben.

Leider ist Qasr Al Hosn nicht immer für die Öffentlichkeit zugänglich, weil der Ort zum einen restauriert wird und weil er zum anderen archäologisches Forschungsobjekt ist. Einer Tour können Besucher sich jedoch während des alljährlichen Qasr Al Hosn Festivals im Februar anschließen. Wer zu einer anderen Zeit in Abu Dhabi verweilt, sollte sich dennoch aufmachen in die Sheikh Zayed the First Street. Denn auch wenn man aktuell von der Festung selbst nicht viel sehen kann: Nahebei hat eine Ausstellung eröffnet, die wirklich sehenswert ist!

Qasr Al Hosn Exhibition: Oral History & mehr

In unmittelbarer Nähe der markanten weißen Festung befindet sich das klimatisierte Ausstellungsgebäude. Die liebevoll gestaltete Ausstellung dreht sich nicht nur um Qasr Al Hosn, sondern fokussiert auf die Menschen, deren Leben mit dem Gebäude mehr oder weniger verknüpft war. In Bild und Ton erfahren die Besucher mehr über Abu Dhabi vor der massiven Ölförderung und über seine Bewohner. Unter anderem mündliche Zeugnisse und alte Familienbilder aus privatem Besitz hauchen der Ausstellung Leben ein. Der Eintritt ist frei.

Besonders interessant sind die „eingefangenen“ persönlichen Geschichten sowie die eben erwähnten Familienbilder, die nochmal einen ganz anderen Einblick in den Alltag der Menschen erlauben als die im wirtschaftspolitischen, touristischen oder gar missionarischen Kontext angefertigten frühen Fotografien von Abu Dhabi. Es handelt sich um wertvolle private Erinnerungen, die nun in dem Buch „Lest we forget – Emirati Family Photographs 1950-1999“ festgehalten sind, das in der Ausstellung ausliegt. Das hat mich besonders fasziniert, weil man von den Emiratis, die als Minderheit im eigenen Land leben, auf Reisen ja recht wenig mitbekommt.

Die Ausstellung „Qasr Al Hosn Exhibition – The Story of Abu Dhabi and its People“ gliedert sich in 5 Zonen:

Zone 1: Qasr Al Hosn: A long History

Zone 2: Building Qasr Al Hosn

Zone 3: Qasr Al Hosn in Use

Zone 4: Qasr Al Hosn: Identity and Change

Zone 5: A living Memory

Die Ausstellung ist nur sehr klein, in etwa einer Stunde ist man durch. An der Rezeption sind Audioguides erhältlich. Geöffnet ist sie von 9 Uhr bis 20 Uhr. Wir waren abends da und hatten den ganzen Ausstellungsraum für uns. Es lohnt sich wirklich – verpasst dieses Kleinod emiratischer Geschichte nicht! Und lasst Euch nicht verwirren durch die Baustellenzäune, die Qasr Al Hosn umgeben und verstecken. Einfach daran entlang laufen, dann gelangt Ihr zum Ziel.

Sarah
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